Zur Krankenpflege in der Deutschen Kolonialgeschichte am Beispiel Namibias – Ein studentischer Exkursionsbericht

Zur Krankenpflege in der Deutschen Kolonialgeschichte am Beispiel Namibias – Ein studentischer Exkursionsbericht

Das Curriculum des berufsbegleitenden Fernstudiengangs Pflegewissenschaft / Pflegemanagement M.Sc. sieht im 4. Semester eine Auslandsexkursion vor.

Im Sommersemester 2021 erläuterte uns Prof. Dr. Olaf Scupin unser Projektthema aus dem Bereich der historischen Pflegeforschung. Die Planung sah vor, zuerst in Deutschland eine Literaturrecherche durchzuführen sowie mit Unterstützung von Dr. Ellen Thormann in Archiven nach Material zu suchen, bevor im Sommer 2022 eine knapp dreiwöchige Exkursion nach Namibia stattfinden würde.

Das weckte unseren wissenschaftlichen Ansporn, zur Geschichte der Krankenpflege in Namibia forschen, andere Kulturen kennenzulernen und Wissenslücken zu schließen.

Mit viel Optimismus machten wir uns daran, methodisches Neuland zu betreten, denn die Arbeit in historischen Archiven mit Quellen, Tagebüchern usw. gehört für Pflegewissenschaftler nicht gerade zum Standard. So arbeiteten wir in Archiven in Wuppertal und Berlin, durchforstesten Bibliotheken, durchsuchten Datenbanken, knüpften Kontakte und arbeiteten uns in die Forschungsmethoden ein. Die Transkription von in Sütterlin geschriebenen Manuskripten in die lateinische Schrift, der Umgang mit historischer Literatur, die Interpretation alter Fotos und Texte sowie die systematische Archivarbeit waren dabei wesentliche Erfordernisse.

Während dieser Archiv-Arbeiten ergaben sich unterschiedliche Interessensbereiche für jeden von uns. So untersuchte z.  B. Ines Böhm die Pflegetätigkeit der in Deutsch-Südwestafrika tätigen Missionare, während sich Markus Hesse mit der Fragestellung beschäftigte, wer genau in der Kolonialzeit gepflegt hat, insbesondere während der Niederschlagung von Aufständen der Herero und Nama 1904 bis 1908.

Die Pflegeausbildung in Deutschland und die Vorbereitung auf Einsätze in den kolonialen Gebieten des frühen 20. Jahrhunderts thematisierte Alina Lutterberg. Ines Schumann untersuchte anhand einiger Tagebuchaufzeichnungen von Schutztruppenkämpfern und Kolonialpolitikern die deutsche Wahrnehmung der pflegerischen Versorgung der Gefangenen Herero und Nama.

Nach Monaten der kollektiven Zusammenarbeit bei Recherche und Vorarbeiten sowie vielen Hin- und Verweisen auf relevante Dokumente in namibianischen Archiven reisten wir vom 18. Juni bis zum 7. Juli 2022 in dieses wunderschöne Land. Unsere Reisegruppe bestand aus Prof. Dr. Olaf Scupin, Dr. Ellen Thormann und drei Studierenden.

Da diese Exkursion sowieso im Rahmen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs finanziell selbst getragen werden muss, bot sich an, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Deshalb waren zwei Ehepartner sowie die sechsmonatige Tochter einer forschenden Studentin ebenfalls mit von der Partie.

Wie erhofft, wurden wir in den Archiven der evangelischen Kirche und dem Nationalarchivn Windhoek, ebenso wie in den Bibliotheken und den wissenschaftlichen Gesellschaften in Windhoek und Swakopmund fündig und konnten unsere Forschungsarbeiten um viele relevante Fakten ergänzen.

Einen besonderen Eindruck hinterließen die von uns besichtigten Gedenk- und Erinnerungsstätten in Windhoek, Swakopmund, Okahandja und Omaruru sowie der Besuch in der deutschen Botschaft in Windhoek. Wertvoll waren auch die Kontakte zu Dr. Wolfram Hartmann (Historiker aus Namibia) und Werner Hillebrecht (ehem. Leiter des Nationalarchivs Namibias in Windhoek), die uns von ihrer aufopferungs- und entbehrungsreichen Arbeit berichteten, um Materialien und historische Dokumente der evangelisch-lutherischen Kirche in Windhoek zu erhalten und der Wissenschaft erst zugänglich zu machen.

Als Ausgleich zu unseren Forschungsarbeiten in der ehemaligen deutschen Kolonie und um einen Einblick in die Kultur, die Landschaften und die Tierwelt zu erlangen, führten wir beeindruckende Ausflüge und Erkundungsreisen durch. Wir erklommen die höchste Düne der Welt in Sossusvlei, trotzten Sandstürmen in Swakopmund bei 36 Grad, beobachteten Elefanten und Löwen im Etosha Nationalpark, erlebten ein lebendiges Museum in Erongo, lasen 2000 Jahre alte Steinzeichnungen im Damaraland und genossen exotische Gerichte. Immer begleitet durch unseren Guide und Fahrer Burger Jordaan, erfuhren wir viel Interessantes über Land und Leute. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Exkursion in dieses wunderschöne Land das Besondere unseres Forschungsthemas widerspiegelt, einen Reichtum an verschiedensten Impressionen bot, der uns nicht nur für all die Mühen entschädigte, sondern unserer wissenschaftlichen Arbeit zielführende Impulse verlieh.

Ines Böhm, Markus Hesse, Alina Lutterberg und Ines Schumann, Studierende des Masterstudiengangs Pflegewissenschaft/Pflegemanagement 

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