Fachbereichsübergreifendes Modul: „Abhängigkeit und Doping“

Fachbereichsübergreifendes Modul: „Abhängigkeit und Doping“

Bei der Veranstaltung, die im Wintersemester 2022/23 durchgeführt wird, handelt es sich um fachbereichsübergreifende Lehre, die durch drei Angehörige der EAH Jena konzipiert wurde: Prof. Dr. Thomas Munder (FB MT/BT), Dr. Carsten Morgenroth (Justiziariat) und Prof. Dr. Jörg Schulz (FB SW). Gemeinsame Erfahrungen aus dem Studium integrale wurden revitalisiert und modifiziert.

Die Initiatoren sehen sich in ihren Aktivitäten zur Prävention von Abhängigkeitserkrankungen durch das vom Deutschen Bundestag am 18.06.2015 verabschiedete Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz – PrävG) bestätigt. Im Zuge der Durchsetzung des Präventionsgesetzes wies das Bundesgesundheitsministerium auf folgende Notwendigkeiten hin: „Es geht zum einen darum, die Risikofaktoren für die Entstehung lebensstilbedingter Krankheiten, wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, chronischer Stress, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum, nachhaltig zu reduzieren und gesundheitliche Ressourcen zu stärken. Zum anderen geht es darum, die Verhältnisse, in denen wir leben, lernen und arbeiten, so zu gestalten, dass sie die Gesundheit unterstützen.“

In der Drucksache 19/26140 (Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode, 14.01.2021) wurde der „Bericht der Nationalen Präventionskonferenz über die Entwicklung der Gesundheitsförderung und Prävention (Erster Präventionsbericht) mit Stellungnahme der Bundesregierung“ veröffentlicht. Darin heißt es: „Das Präventionsgesetz legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten. Die Leistungen richten sich auf die Lebensräume der Menschen, in denen Einfluss auf die Bedingungen von Gesundheit genommen werden kann. […] Ziel ist es, Strukturen aufzubauen und zu stärken, die einen Beitrag zu gesundheitsförderlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen leisten, um die Gesundheits- und Ernährungskompetenz der Menschen zu verbessern und sie dabei zu unterstützen, ihre Ressourcen für ein gesundes Leben auszuschöpfen“ (Drucksache 19/26140, VII). Im Folgenden werden Aussagen zur „Verhaltensbezogenen Prävention“ getroffen: „Von den Gesamtausgaben der Krankenkassen für Leistungen zur primären Prävention und Gesundheitsförderung im Jahr 2019 in Höhe von rund 631  Millionen Euro entfielen rund 225 Millionen Euro auf Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention in den Handlungsfeldern Bewegungsgewohnheiten, Ernährung, Stressmanagement und Suchtmittelkonsum“ (Drucksache 19/26140, X).

Ursachen und Symptome von Abhängigkeitserkrankungen

Besonders der Ansatz, Prävention in ihren verhaltensbezogenen Möglichkeiten zu betrachten, spielte eine Rolle für die Planung des Moduls „Abhängigkeit und Doping“. Jedoch wird hier eine Erweiterung der präventiven Überlegungen im Vergleich zu den o.  g. Feststellungen des Bundesgesundheitsministeriums, in dem lediglich legale psychoaktive Substanzen erwähnt sind, vorgenommen. Denn es besteht darüber hinaus eine erhebliche Problematik in der Nutzung illegaler psychoaktiver Substanzen in den benannten Lebenswelten. Dem Bereich eindeutiger Illegalität oder eindeutiger Legalität, aber auch den Grauzonen und Übergängen zwischen den Bereichen, widmen sich Teile der Veranstaltung. Einen Ausgangspunkt des Seminars wird die Beschäftigung mit allgemeinen Ursachen von Abhängigkeitserkrankungen (inklusive z.B. des Abhängigkeitssyndroms lt. ICD-10 und ICD-11 inklusive diverser, allgemein bekannter Symptome wie der Schwierigkeit, die Einnahme zu kontrollieren, was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft, oder des starken, oft unüberwindlichen Verlangens, die Substanz einzunehmen) darstellen. Dabei werden zudem die Festlegungen zu Substanzgebrauchsstörungen laut DSM-5, biologisch-chemische Grundlagen der Abhängigkeit sowie Voraussetzungen des Dopings thematisiert.

Es werden zudem Spezialfälle der Abhängigkeit sowie Gefährdungspotentiale und ethische Grenzfälle als auch aktuelle Rechtsauffassungen thematisiert, aber ebenso praktische Hinweise zur Struktur und Führung von Selbsthilfegruppen etc. aufgegriffen

Zu den Gliederungspunkten des Moduls zählen:

  •  Unterscheidung von Substanzgruppen (illegaler psychoaktiver Substanzen)
  • Klassifikation der Störungen durch psychoaktive Substanzen / ICD-10, ICD-11 + DSM-5 X Wirkungen psychoaktiver Substanzen auf das Cerebrum 
  • Entstehung von Abhängigkeit
  • Legale und illegale psychoaktive Substanzen
  • Darstellung unterschiedlicher Positionen zur Nutzung psychoaktiver Substanzen
  • Vorschläge für gelingende Abhängigkeitsprävention
  • Grundlagen des Dopings und Vertiefung
  • Beispiele für Doping
  • Kulturgeschichte des Konsums psychoaktiver Substanzen

Entwicklungen seit der Entdeckung des Belohnungssystems

1954  wurde das „Belohnungssystem“ entdeckt. Der darin wesentliche wirkende Nucleus accumbens weist Dopaminrezeptoren vom Typ D 2 (über die ebenfalls positive und negative Schizophrenie-Symptome vermittelt werden) auf, deren Stimulation durch die dopaminergen VTA-Afferenzen zu einem Glücksgefühl führt. Im Jahre 1957 definierte die WHO den (unspezifischen und in der Gegenwart nicht mehr professionell verankerten) Begriff „Sucht“ als ein „Stadium chronischer oder periodischer Berauschung durch die wiederholte Einnahme einer natürlichen oder synthetischen Droge.“ Seither wurden große Forschungsanstrengungen unternommen, um die biopsychosozialen Grundlagen derartiger Phänomene zu ergründen. Mittlerweile wird der (wissenschaftlich gebräuchliche) Terminus „Abhängigkeit“ durch die WHO als physischer oder psychischer Zustand definiert, welcher aus der Wechselwirkung eines Stoffes mit dem Organismus entsteht und zudem durch bestimmte Verhaltens- und andere Reaktionen charakterisiert ist. Darüber hinaus werden stoffungebundene Abhängigkeitserkrankungen beschrieben, zum Beispiel der Pathologische Internetgebrauch.

Im Zuge der weiteren Ausprägung des Umgangs mit den Betroffenen hat sich eine große Vielfalt neuer Ansätze ergeben. Verschiedene Betrachtungsweisen finden sich in der konzeptionellen Basisliteratur. Folglich ist es möglich, in engem Bezug zu den jeweiligen Arbeitsfeldern die eigene Problemwahrnehmung besonders an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischer Nutzung zu schulen.

Der biopsychosoziale Kontext ermöglicht die Wahrnehmung von Abhängigkeitserkrankungen auch in ihrer historischen Entwicklung und somit wesentliche Erkenntnisse hinsichtlich der Beziehung von Verhältnis- und Verhaltensprävention.

Im Modul „Abhängigkeit und Doping“ ist die Permanenz der Anwesenheit und Aktivität der Studierenden, da diese – nicht zuletzt aufgrund der engen Zusammenarbeit von jeweils zwei Personen aus verschiedenen Fachbereichen  – eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der Veranstaltung darstellt, obligatorisch. Das Modul wird in Form von Wochenend-Seminaren durchgeführt. Die Termine liegen im Dezember 2022 und im Januar 2023.

Prof. Dr. Jörg Schulz

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