„Just do it! Der Weg ergibt sich im Gehen” EAH-Alumni zum 30-jährigen Jubiläum der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena im Gespräch

Zum Abschluss der Festwochen anlässlich des 30. Geburtstags der EAH Jena luden Career Service und International Office zu einem Jubiläums-Talk mit drei bekannten Alumni der Hochschule ein. Katja Glybowskaja, Christian Otto Grötsch und Kathrin Reger-Wagner sind bereits seit langem auf vielfältige Weise mit der EAH verbunden und spiegeln mit ihren Lebenswegen sowohl das Profil der Hochschule als auch die facettenreiche Persönlichkeit unseres Namensgebers – Ernst Abbe – sehr gut wieder.

Für Katja Glybowskaja war der hohe Praxisbezug des Studiums ein wichtiger Grund, dass sie sich 1999 für ein Diplomstudium im Fach Sozialwesen an der damaligen Fachhochschule Jena entschied. Nach einem zwölfmonatigen Friedensdienst in Belarus im Anschluss an ihr Abitur, war ihr Wunsch gewachsen, beruflich im sozialen Bereich tätig zu werden. Ihre Entscheidung fiel dabei ganz bewusst auf ein Studium an der Fachhochschule. „Mir war es wichtig, mit einem Bein in der Praxis zu stehen, Dinge zu verstehen und mit zu entwickeln.“, reflektiert sie heute ihre damalige Entscheidung.

Katja Glybowskaja stieg bereits während ihres Studiums bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Jena ein und leitete Gesprächskurse für vietnamesische Frauen. Ihren beruflichen Einstieg fand Sie als Sozialpädagogin im Jugendmigrationsdienst und leitete später u.a. den Fachdienst für Migration und Integration in Jena. Die Frage, warum sie seitdem bei der AWO geblieben ist, beantwortet Katja Glybowskaja so: „Ich hatte immer das Glück, in Bereichen tätig zu sein, in denen ich einen hohen Gestaltungsspielraum hatte und Dinge weiterentwickeln konnte. So hatte ich auch die Chance, gemeinsam mit anderen engagierten Menschen, Projekte aufzubauen oder neue Angebote zu entwickeln.“

Seit Juni 2020 ist Katja Glybowskaja Geschäftsführerin der AWO Alten-, Jugend- und Sozialhilfe gGmbH; seit April 2021 leitet sie außerdem die Geschäfte des AWO Landesverbandes Thüringen e.V. Darüber hinaus engagiert sie sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kommunalpolitik. Bereits seit 2014 gehört sie der SPD-Fraktion im Jenaer Stadtrat an und wurde 2019 zur Fraktionsvorsitzenden gewählt. Kommunalpolitik ist Feierabendpolitik, sagt Katja Glybowskaja. Trotzdem hat sie gelernt, sich zwischen beruflichen und ehrenamtlichen Verpflichtungen bewusst Zeit für ihre Hobbies sowie für Familie und Freunde zu nehmen.

Christian Otto Grötsch ist einer der erfolgreichsten Gründer und Unternehmer Jenas. Er hat seine Passion für E-Commerce und Digitales zum Beruf gemacht. Nach seinem Bachelorabschluss im Jahr 2004 im damals neuen und einzigartigen Studiengang Internet Business Engineering an der EAH Jena absolvierte er seinen Master an der Steinbeis Hochschule Berlin. Heute arbeiten über 400 Digital Natives bei der dotSource GmbH, die Christian Otto Grötsch zusammen mit Christian Malik im Jahr 2006 als Digitalagentur gegründet hat und die Unternehmen weltweit bei der digitalen Transformation berät und unterstützt.

Wie sah sein Fahrplan bei der Gründung von dotSource aus? Nach erfolgreichem Abschluss seines Masterstudiums im Jahr 2005 stellte sich für Christian Otto Grötsch die Frage, in einem Start-Up bspw. in Berlin einzusteigen oder nach Jena zurückzukehren und selbst eine Internetagentur zu gründen. Er kommt aus einer Unternehmerfamilie – fünf 

Generationen Handwerksmeister. Diese familiäre Prägung trug maßgeblich zum Schritt der Gründung bei. Zudem gab es 2006 noch nicht einmal eine Hand voll Digitalunternehmen in Jena. Heute sind es über 100.

In seinem Studium wurde er bestmöglich auf seinen bevorstehenden Weg im Berufsleben vorbereitet. Neben dem Studium arbeitete er in verschiedenen Digitalunternehmen – seiner Meinung nach ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die vermittelte Theorie gleich praktisch anzuwenden. Daher rät Christian Otto Grötsch auch allen Studierenden, ihre Studienzeit zu nutzen, um eine Werkstudententätigkeit in ihrem Fach auszuüben.

Gestaltungsspielraum und eigenverantwortliches Handeln sind für Prof. Kathrin Reger-Wagner wesentliche Punkte, diesie in ihrer Tätigkeit als Professorin für Marketing und Technischen Vertrieb an der EAH Jena schätzt. Ihr Wunsch, in der Wissenschaft tätig zu werden, blitzte bereits nach Abschluss ihres Diplomstudiums im Jahr 1999 auf, als sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre arbeitete. Ihre Passion, Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, konnte Kathrin Reger-Wagner auch während ihrer Promotion an der Handelshochschule in Leipzig mit Leben erfüllen. Wichtige Stütze waren dabei Mentoren, die sie während dieser Zeit begleitet haben. Ihr passendes Credo dazu: „Just do it! Der Weg ergibt sich im Gehen.“

Kathrin Reger-Wagner kennt die EAH seit mehr als 20 Jahren, hat die Hochschule aus verschiedenen Perspektiven im Wandel der Zeit erlebt. Auf die Frage, wie sich die Hochschule und das Studium verändert haben, erklärt sie, wie sich Themen, Methoden und Lehrmittel weiterentwickelt haben. Kathrin Reger-Wagner hat Marketing noch aus klassischer Perspektive kennengelernt. Heute beschäftigen sich Studierende mit Fragestellungen zu Klimawandel, verantwortungsvollem Konsum oder Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte. Neue Technologien prägen sehr stark unser Leben, weshalb auch die Lehrinhalte entsprechend kontinuierlich angepasst werden müssen. „In meinem Büro stehen zwei menschenähnliche Roboter, das hatte ich vor 20 Jahren noch nicht im Blick.“

Das Auslandsstudium im Studiengang International Business an der University of Colorado at Denver hat ihr gezeigt, was Weltoffenheit bedeutet. Dort kam sie mit vielen Studierenden aus unterschiedlichen Kulturen zusammen. Dies stärkte auch ihr Selbstbewusstsein und förderte ihre Offenheit, was wichtig war, um sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden.

Gemeinsam ist allen drei Alumni, dass sie beruflich, ehrenamtlich und privat Dinge tun, die sie lieben, die sie fordern und erfüllen zugleich. Bei der Vielzahl der Möglichkeiten, die jungen Menschen heutzutage zur Verfügung stehen, ist das genau die Herausforderung: Etwas zu finden, das man mit Freude und Leidenschaft tut und an dem man wachsen kann. Oder wie Katja Glybowskaja sagt: „Eine Tätigkeit anzustreben, die den eigenen Kompetenzen und dem eigenen Tun und Sein sehr gut entspricht.”

Wir haben an diesem Nachmittag drei Alumni kennengelernt, die nicht nur sehr erfolgreich in ihrem Tun sind – dieses Tun füllen sie mit voller Leidenschaft, Motivation und dem immerwährenden Wunsch nach Mitgestaltung aus. Ihnen ist es bei allem Engagement jedoch auch wichtig, eine Balance in ihrem Leben zu finden, um eben diese Motivation zu bewahren.

Wir bedanken uns herzlich für diese sehr informative Gesprächsrunde im Rahmen des EAH-Jubiläums und sind begeistert, welche spannenden Lebenswege unsere Alumni gehen.

Karriere-Website dotSource: https://www.dotsource.de/karriere/

Robert Schäf, Franziska Stang

Grafik: Robert Schäf