Initiative vision@sports zur Förderung des bestmöglichen Sehens im Spitzen- und Breitensport - Augenscreening bei Spielern des Deutschen Fußball-Bundes

Hintergrund

Etwa 80 Prozent der menschlichen Wahrnehmung erfolgt über das Auge und etwa 95 Prozent der Bewegungen werden durch das Auge kontrolliert und koordiniert. Daher sollte dem Auge und der Optimierung der Sehkraft insbesondere im Sport, der ja von der Bewegung lebt, große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Ziel dieser Initiative vision@sports ist sowohl die Aufklärung sowie Schaffung von Aufmerksamkeit in den betroffenen Zielgruppen (Verbände, Sportler, Öffentlichkeit, Medien, Meinungsführer etc.) als auch die optimale Versorgung und Korrektion von Sehfehlern bei betroffenen Leistungs- und Spitzensportlern mittels Kontaktlinsen und / oder anderen Korrektionsmaßnahmen.

Durchführung

Häufig wird bei der Sehtestung nun die Sehleistung (statischer Visus) geprüft. Neben dieser rein statischen Sehleistung wie gut Sehzeichen gelesen werden können, sind im Sport weit mehr visuelle Fähigkeiten spielentscheidend.

Gerade bei Ballsportarten, aber auch bei Rückschlagsportarten (Tennis, Badminton, Tischtennis…) ist die Bewegungswahrnehmung, die Einschätzung von Raum und Tiefe, aber auch die Kontrast- und Farbenwahrnehmung äußerst wichtig um frühzeitig agieren und reagieren zu können. Die Forschungsgruppe hat zur Ermittlung der visuellen Leistungsparameter einen speziellen „Sehzirkel“ entwickelt, der aus sportartspezifischen Testen zusammengestellt ist. Neben der bekannten statischen Sehschärfe wird auch die dynamischen Sehschärfe, das Kontrast- und Farbsehen, Sehfunktionen wie Akkommodation (Entfernungseinstellung der Augen), Hand-Auge-Koordination, Blick- und Gesichtsfeldmessung in diesem „Sehzirkel“ berücksichtigt. Eine generelle Augenuntersuchung sowie die Vorstellung und ggf. auch Testung der verschiedenen Korrektionsmöglichkeiten können ebenfalls angeboten werden. Spezielle visuelle Trainingstechniken können in einigen visuellen Bereichen zusätzlich Verbesserungen hervor bringen.

Seit 2004 wurden verschiedene Profimannschaften, aber auch Einzelsportler untersucht. So wurde beispielsweise im Jahr 2008 die Deutsche Handballnationalmannschaft und in den Jahren 2011, 2012 und 2014 die Deutsche Fußball-Nationalmannschaften der Frauen, die U17 und U 21 Männernationalmannschaft untersucht. Jeder Kader bestand aus ca. dreißig Profifußballern sowie das Betreuerteam aus dem Bereich Fußball. Auch im Wintersport wurden vielfältige Untersuchungen z.B. bei der Biathlon Nationalmannschaft durchgeführt.

Praxistest und Ergebnis

Die Testergebnisse bei den Sportlern bestätigen die Prognosen: der Sehzirkel deckte beachtliche Optimierungsmöglichkeiten auf. Bei über 30% der Sportler konnten teils massive Sehleistungsverbesserungen herbeigeführt werden. Bei sechzehn Sportlern konnte eine Sehleistungsverbesserung um eine Stufe, bei fünf Sportlern um zwei Stufen und bei vier Sportlern um drei Stufen ermöglicht werden. Einige Athleten wurden erstmals mit Kontaktlinsen versorgt, welche im Toleranztest und beim Training erprobt und durch Träger und Anpasser positiv bewertet wurden.

Bei bestehenden Linsenträgern ergab der Test ebenso erhebliche Optimierungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch den Einsatz von speziellen Kontaktlinsen, wie z.B. torischen Geometrien. Dadurch kann das im Fußball sehr zu beachtende Kontrastsehen deutlich verbessert werden. Bei einem Spieler wurde eine nicht korrigierbare Farbsehschwäche festgestellt. Vereinzelt gab es Mängel der Akkommodationsflexibilität und Verzögerungen in der Augenmotorik. In mehreren Fällen wurden künstliche Tränen aufgrund von Trockenen Augen empfohlen.

Diese Optimierungsmaßnahmen der Sehkraft sind sehr wichtig, zum einen um Spitzenergebnisse erreichen zu können, aber auch um Unfallgefahren durch schlechtes Sehen zu verhindern. Dies ist ein sehr ernst zu nehmendes kleines Mosaiksteinchen zur professionellen Versorgung von Spitzensportlern. Aber auch im Breitensport ist gutes Sehen wichtig. Die mit dem DFB durchgeführten Sehzirkel sollen auch im Breitensport durch Vor Ort Aktionen angesprochen werden.

Die Initiative vision@sports wird nun Maßnahmen entwickeln und mit lokalen Augenoptikern und Sportvereinen umsetzen, bei welchen die Erfahrungen aus dem Profibereich und deren positive Bewertungen genutzt werden können. Darüber hinaus soll der Fußball dank seiner Popularität und Breitenwirkung eine Vorbildfunktion für diese Aufklärungsarbeit einnehmen. Neben der Aufklärung und Schaffung von Aufmerksamkeit rund um das Thema gutes Sehen sind natürlich vor allem die optimale Versorgung und Korrektion von Sehschwächen bei betroffenen Sportlern wichtig.

Prof., M.Sc. Optom. (USA), Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Sickenberger
  • 05.00.26
Wolfgang Sickenberger
Foto: Tina Peißker
Sonstiges

Lehrgebiete: Optometrie, Kontaktlinsentechnik und -anpassung, Physiologische Optik, Wissenschaftliches Arbeiten, Marketing und Unternehmensführung

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