Betriebliches Gesundheitsmanagement in Thüringer Unternehmen
Von 2013 bis 2016 widmete sich ein Forschungsprojekt des Fachbereichs Betriebswirtschaft dem Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement in Thüringer Unternehmen“. Das Projekt wurde aus Landesmitteln des Freistaates Thüringen sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.
Ziel des Projektes war, neben der Untersuchung des aktuellen Stands von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) in Thüringer Unternehmen, die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Einführung und Umsetzung von BGM in Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes.
Ausgangspunkt waren aktuelle Veränderungen in der Wirtschaft und Gesellschaft, wie z.B. zunehmender Fachkräftemangel, Arbeitsverdichtung oder steigende Krankenstände. Diese erfordern nachhaltige Strategien zum Erhalt und zur Förderung der Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Zufriedenheit der Beschäftigten, um so den Unternehmenserfolg zu sichern.

Namen v.l.n.r.: Julia Malinka, Maria Müller, Jan Sakris, Nick Neuber, Prof. Heike Kraußlach, Stephanie Bühren, Riccarda Schmidt
Ziele der Forschergruppe:
die wissenschaftliche Konzeptionierung und Etablierung des BGM in Unternehmen unter Berücksichtigung der unternehmensbezogenen Ziele und Spezifika,
Bewertung des Etablierungsprozesses hinsichtlich der Chancen und Risiken,
Evaluation des implementierten BGM,
Erstellung eines Handbuches zur Konzeptionierung und Etablierung des BGM in Unternehmen unter Berücksichtigung ihrer Besonderheiten (z.B. kleine, mittelständische und große Unternehmen sowie Einrichtungen des öffentlichen Dienstes).
Die Forschungsarbeit orientierte sich an der BGM-Definition des „Thüringer Netzwerkes Betriebliches Gesundheitsmanagement“. Demnach ist das Verständnis von BGM…
„... die nachhaltige Entwicklung und Etablierung von gesundheitsförderlichen Organisations- und Arbeitsbedingungen zur Stärkung der persönlichen gesundheitsorientierten Handlungskompetenzen und Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine bestmögliche Bewältigung der gestiegenen Anforderungen und Belastungen in der heutigen Arbeitswelt. BGM ist somit insbesondere als Führungsaufgabe zu erkennen und als ganzheitlicher Organisationsansatz zu betrachten.“
Inhaltliche Grundlage zur Erreichung der Forschungsziele bildeten die fünf Erfolgsfaktoren von EuPD Research. Diese Faktoren wurden 2010 in einer Umfrage unter führenden Personal- und Gesundheitsmanagern erhoben und unter anderem 2011 im Corporate Health Jahrbuch als Resultate hinsichtlich der wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches und unternehmensorientiertes Gesundheitsmanagement publiziert. Hieraus ergab sich folgendes konzeptionelles Rahmenmodell, das die Zusammenhänge zwischen den Faktoren verdeutlicht:
Die wesentlichen Inhalte der einzelnen Erfolgsfaktoren sind folgende:
Zentrale Strategie im Gesundheitsmanagement
• Ausgangspunkt für die erfolgreiche Etablierung eines BGM
• Formulierung übergeordneter Ziele
• Erarbeitung aufeinander abgestimmter und sich gegenseitig ergänzender Inhalte und Maßnahmen mit Fokus auf die
Zielerreichung
Unternehmenskultur
• Etablierung des BGM als Führungsaufgabe
• Schaffung von Transparenz durch entsprechende Kommunikation des Themas
• Einbindung der Beschäftigten
• Schaffung gemeinsamer Werte und Normen
Institutionalisierte Gesundheitsstrukturen
• Einberufung eines Steuer-/Arbeitskreises mit verschiedenen Akteuren des Unternehmens
• Zusammenarbeit mit externen Partnern
Leistungsangebot für Mitarbeiter/innen
• Durchführung einer Bedarfsanalyse zur Klärung der Bedürfnisse der Beschäftigten
• Schaffung eines ausgewogenes Verhältnisses von verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen
• Anpassung des Leistungsangebotes an die verschiedenen Zielgruppen
Aussagekräftiges Controlling
• kontinuierliche Evaluierung der geschaffenen Strukturen und des Leistungsangebotes
• Mögliche Instrumente: Kennzahlen, Balanced Scorecard, Kosten-Nutzen-Analyse
• Qualitätssicherung durch externe Anbieter
Die Forschungsarbeit unterteilte sich grundlegend in drei Phasen.
Die erste Phase bestand aus der Durchführung einer thüringenweiten Umfrage zur Ermittlung des Ist-Standes zum BGM in Unternehmen. Im Fokus der Befragung war die Analyse, wie viele Unternehmen bereits ein BGM eingeführt haben, aus welchen Branchen diese stammen, was konkret eingeführt wurde, welche Schwierigkeiten sich bei der Entwicklung, Ein- und Durchführung herauskristallisiert haben und darüber hinaus, welche Bedarfe im jeweiligen Unternehmen ermittelt werden konnten.
Die zweite Phase sah, basierend auf der zuvor durchgeführten Ist-Analyse, eine Auswahl von drei Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen der Wirtschaft Thüringens und einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes vor. Mit diesen Unternehmen erfolgte in Kooperation die Durchführung einer Studie. Dabei war das Einbeziehen von einem kleinen, einem mittleren sowie einem großen Unternehmen vorgesehen.
Die Studie beinhaltete folgende Meilensteine:
• Erarbeitung und Entwicklung eines Konzeptes zur Einführung eines BGM,
• Begleitung und wissenschaftlich fundierte Unterstützung der Unternehmen bei der Etablierung,
• Durchführung einer abschließenden Evaluierung des gesamten Prozesses.
In Phase drei erfolgte die Erstellung eines PRaxisleitfadens zum BGM für Unternehmen. Den Mittelpunkt bildeten hierbei die fünf Erfolgsfaktoren, die verknüpft mit den Ergebnissen aus den unterschiedlichen Phasen des Forschungsvorhabens das Basiswerk für die Einführung eines BGM darstellten. Die Phase zwei resümierend, wurden Empfehlungen gegeben, aber auch mögliche Probleme mit entsprechenden Lösungsvorschlägen aufgezeigt und Checklisten sowie „Good-Practice“- Beispiele präsentiert .
Folgende Arbeitsschritte bestimmten den gesamten Projektverlauf:
• Analyse der Ist-Situation zum BGM in Thüringen,
• Durchführen einer Studie mit ausgewählten Unternehmen der Wirtschaft,
• Wissenschaftliche Begleitung bei der Einführung von BGM im Unternehmen,
• Unterstützung bei der Etablierung dieses Systems,
• Evaluation des gesamten Prozesses,
• Erstellung von Handlungsempfehlungen und Leitfäden für Unternehmen,
• Erarbeitung eines Handbuches zum BGM auf Grundlage der Forschungsergebnisse.
Im Rahmen des Projektes der Forschergruppe wurde ein wissenschaftlicher Beirat, u.a. mit den Gründungsmitgliedern des „Thüringer Netzwerkes Betriebliches Gesundheitsmanagement“, einberufen:
• Universitätsklinikum Jena,
• Gesundheits- und Bewegungszentrum POM GmbH,
• Bauerfeind AG Zeulenroda-Triebes,
• Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. -AGETHUR-,
• Sparkasse Jena-Saale-Holzland,
• KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH,
• Günter-Köhler-Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung GmbH.
Aufgabe des unabhängigen Beirates war es, auf Basis seiner umfangreichen und branchenübergreifenden Expertise die Forschergruppe in allen Fragen im Rahmen des Forschungsvorhabens zu beraten und sie bei der Umsetzung zu unterstützen.
Sprecherin des wissenschaftlichen Beirates war Frau Ellen Kirchner, Sparkasse Jena-Saale-Holzland.

und Technologie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.