Trip-Tipp: Joachimsthal - Von Silber, Taler und Radon
Du fragst dich jetzt sicherlich, was Ausflugsziele für Wirtschaftler sind, richtig?
Ich möchte dir Orte nahelegen, von denen du als Betriebswirtschaftler profitieren kannst.
Bloß wie?
Durch eine ausgewogene Mischung aus geschichtlicher Bildung, Bewegung und Städte- sowie Naturästhetik.
Am Ende deiner Reise solltest du etwas mehr über wirtschaftliche Themen, Zusammenhänge und Ursprünge verstehen und dich an einer unvergesslichen Reise erfreuen können.
Viel Spaß mit dem neuen Format:
Trip-Tipp, dein BWL-Abenteuer.
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Ausgabe 1
Auf den Spuren des Dollars
Auf der Welt nutzen viele Länder den Dollar als Währung, damit meine ich nicht nur den US-Dollar, es gibt auch den Fidschi Dollar, den Kanadischen Dollar, den Australischen Dollar, den Ostkaribischen Dollar und viele mehr. Es gab sogar für kurze Zeit den Bremer Dollar.
Aber woher kommt der Begriff Dollar?
Alles begann im Sankt Joachimsthal, eine Stadt in der Karlsbader Region.
Heute in Tschechien unter dem Namen Jáchymov bekannt.
Diese alte Bergstadt wurde im 16. Jahrhundert zu der bedeutendsten Bergstadt im gesamten Erzgebirge, aufgrund enormer Silbervorkommen.
Die Grafen Schlick aus dem Patriziergeschlecht erhielten damals das Münzprivileg und prägten Guldengroschen, die sogenannten Joachimsthaler.
Im Deutschen verkürzte man es zu Taler bzw. im Niederdeutschen Daler, im tschechischen zu tolar, im polnischen talar, die Italiener nannten ihn tallero, die Niederländer daalder und Übersee nach England wurde er schließlich dollar genannt. Zuvor waren in England die sogenannten Silver-Crowns gängig, doch Elisabeth die Erste begann im Anschluss eigene Dollar zu prägen und über die britische East India Company in die jeweiligen Kolonien zu verbreiten.
Was kann man dort alles machen?
Du erkundest einen traumhaft schönen Ort im Erzgebirge, begutachtest die Münzprägungsstätte und genießt die wundervolle Atmosphäre (guten Kaffee gibts in der Incognito Bar).
Die originale Münzprägungsstätte aus dem 16. Jahrhundert steht noch heute und beinhaltet zwei Museen, das Museum der Königlichen Münze (Královská Mincovna) und das Stadtmuseum "Jáchymov im Spiegel der Zeit". Die Austellung zur Münzprägung, Bergbaugeschichte, Schmelztechnik und Numismatik (Münzkunde) veranschaulichen dir die Entwicklung von Währungen, Standardisierungen sowie das Vertrauen in Geld sowie die Monetarisierung von Rohstoffen.
Die Austellung über Jáchymov im Wandel der Zeit bringt dir den Einfluss des Bergbaus auf die Stadt und dessen Bewohner näher, denn nicht nur Silber veränderte das Schicksal von Joachimsthal, sondern auch Uran und Radon.
Kommunistische Zwangsarbeitslager, Planwirtschaft, die Ressourcenpolitik und Arbeitsorganisation unter Zwang hinterließen ebenfalls ihre Spuren.
Wenn du entspannt durch die Straßen spazierst solltest du die historische Altstadt und ihre Architektur genauestens betrachten. Die Bürgerhäuser entstammen aus der Blütezeit des Silberbergbaus, die Stadtstruktur weist erkennbare Funktionalität durch Nähe zu den Gruben, Werkstätten und dem Markt auf. Drei historische Kirchen: Sankt Joachim, Sankt Anna und die Allerheiligenkirche, laden zu neugierigen Blicken und Besinnung ein.
An diesem Ort kann man genaustens erkennen, wie Wohlstand, Kultur und Religion miteinander verwoben sind.
Von der spätgotischen Burg Freudenstein (die Schlickburg) steht leider nur noch der Batterieturm, auch Schlickturm genannt.
Was macht die Stadt aber heute?
Viele Orte haben das Problem, dass sie in der Vergangenheit einst reich durch Bergbau waren und ihnen heute das Alleinstellungsmerkmal fehlt. Zur Kompensierung dient der Tourismus. Jáchymov setzt ebenfalls auf Tourismusmarketing durch ihre regionale Spezialisierung im Gesundheitswesen. Das neue Alleinstellungsmerkmal sind die Radon-Heilquellen und das dazugehörige Radon-Kurzentrum. Natürliches Wasser, welches mit dem Edelgas Radon angereichert ist, soll über die Haut in Thermalbecken sowie über den Magen-Darm-Trakt durch Trinkkuren aufgenommen werden. Patienten mit schmerzhaften, entzündlichen und degenerativen Erkrankungen sollen damit behandelt werden. Dabei mobilisiert Radon Botenstoffe im Körper, die Entzündungen stoppen und Schmerzempfindungen abbauen.
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Ich hoffe, dass dir dieser Trip-Tipp gefallen hat.
Viel Spaß auf deinem BWL-Abenteuer.
Text und Foto: Martin Paschold
Studierender am Fachbereich Betriebswirtschaft