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Best Practice Beispiel: Länderübergreifende digitale Umsetzung von Problemorientiertem Lernen (POL) im Studiengang Physiotherapie

Kurzbeschreibung

Zusammen mit dem FH Campus Wien wurde eine dreistündige Seminareinheit zur rein digitalen Umsetzung im Fachbereich Gesundheit und Pflege entwickelt. Grundlage ist die Methode Problemorientiertes Lernen (POL), damit Studierenden der Transfer des theoretischen Wissens in Praxiswissen gut gelingt. Die Methode POL ist eine pädagogische Strategie, bei der Lernende Wissenszusammenhänge und Problemlösungsfähigkeiten entwickeln. Anhand einer komplexen Problemstellung, der sog. Fallvignette, erarbeiten die Studierenden selbstgesteuert in Kleingruppen Ergebnisse, während die Dozierenden lernbegleitend die Gruppen betreuen.

Die länderübergreifende Seminareinheit behandelt spezifisch das Schwerpunktthema Angiologie (Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße) und zählt an der EAH Jena in die Lehrveranstaltung „Physiotherapie bei Erkrankungen innerer Organsysteme“ - Modul „Grundlagen physiotherapeutischer Versorgung“.

Ausgangspunkt der Lernaktivitäten in der POL-Seminareinheit ist die Auswahl einer fallbezogenen Problemstellung, die aufgrund ihrer Komplexität nur unter Zuhilfenahme des Vorwissens anderer Studierender innerhalb der vorgegebenen Zeit gelöst werden kann. Das Vorwissen der Studierenden aus Jena und Wien bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven und physiotherapeutische Praktiken. Durch die bewusst länderübergreifend gemischten Kleingruppen wird die kognitive Kapazität der Gruppen effektiv für die Lösung der Aufgabe genutzt.

Sowohl in Wien als auch in Jena nehmen digital ca. 20-25 Studierende teil, die in gemischte Gruppen aufgeteilt werden. Zur Vorbereitung sind im Lernmanagementsystem Moodle Skripte zu Aspekten der Krankheitsentstehung und einführende Grundlagen der Physiotherapie in die Angiologie sowie die Zugangsdaten für die Onlinesitzung hinterlegt. In der POL-Seminareinheit bearbeiten die Gruppen eine Fallvignette in 3 Schritten auf einem digitalen Whiteboard und in Breakout-Rooms. Nach jedem Arbeitsschritt ist eine Zusammenkunft im Plenum geplant. Während in Schritt 1 Hypothesen zum Fall gesammelt werden, planen die Studierenden in Schritt 2 bereits eine klinische Untersuchung und leiten in Schritt 3 konkrete Therapieziele ab.

Vorgehensweise/Einsatzszenario

Didaktische Herausforderungen

  • unterschiedlichen Lernstand und unterschiedliche Modulpläne beider Hochschulen beachten, um den heterogenen Wissensständen gerecht zu werden
  • Lehrinhalte der Studiengänge vorab abgleichen, damit Bearbeitung nicht zu schwer bzw. zu leicht wird
  • Gruppen im virtuellen Raum durch klare Aufgabenstellungen und Regeln für Gruppenarbeit zu einer effektiven und kollaborativen Arbeit anleiten
  • für Mehrwert von Gruppenarbeit gegenüber Einzelarbeit sensibilisieren
  • Rollen für Gruppenarbeit definieren und vergeben
  • Gruppenarbeit in einer gemeinsam erarbeiteten Gruppenlösung münden lassen; den Prozess daher gut begleiten und moderieren, indem die Lehrpersonen alle Gruppen in den Breakout-Räumen aufsuchen

Lernziele

Nach erfolgreicher Teilnahme an der POL-Einheit können die Studierenden:

  • einen praktischen Anwendungsfall nach Arbeitsschritten (Hypothesen bilden, klinische Untersuchungen planen und Therapieziele ableiten) bearbeiten 
  • mit POL den Ablauf des therapeutischen Zyklus durchdenken 
  • theoretisches Wissen mit POL als Zwischenschritt in die Praxis überführen

Methoden

  • Problemorientiertes Lernen
  • Inverted Classroom 
  • Gruppenarbeit in Breakout-Rooms

Medien

  • Lernmanagementsystem (Moodle)
  • Videokonferenzsystem (Zoom der FH Campus Wien)
  • interaktives Whiteboard (Padlet)

Wie stark werden folgende Kompetenzen gefördert?

Fachkompetenz

Methodenkompetenz

Sozialkompetenz

Selbstkompetenz

interdisziplinäre Kompetenz

Mit welchem Ziel wurde dieses Konzept erstellt?

Mit dem Konzept sollen praktische Anknüpfungspunkte für Studierende geschaffen werden. Die POL-Einheit dient als Zwischenschritt von der Theorie zur Praxis. Dabei soll ein Raum gegeben werden, um den Transfer theoretischer Inhalte zur Entstehung und Therapie einer Erkrankung in praktisch greifbare Situationen zu ermöglichen. Die Studierenden sind aufgefordert, fehlende Informationen zum Verstehen der individuellen Fallsituation zu identifizieren, Entscheidungen zu diagnostischen Prozessen zu fällen, Ergebnisse der physiotherapeutischen Diagnostik zu interpretieren und individualisierte Therapieentscheidungen auf Grundlage der aktuell verfügbaren Evidenz zu treffen. Das Konzept dient zusätzlich zur Vorbereitung der Studierenden auf den Praxiseinsatz. Die länderübergreifende digitale Umsetzung sensibilisiert für alternative therapeutische Lösungen und Ansätze im gemeinsamen Arbeitsfeld der Physiotherapie.

 

Arbeitsaufwand für Lehrende

Vor der Veranstaltung

Während der Veranstaltung

Nach der Veranstaltung

Bewertung/Prüfungsleistung: Wie wurde der Leistungsnachweis erbracht?

Das vorgestellte Beispiel zeigt nur eine Sitzung (im Umfang von 3h), welche als POL umgesetzt wird. Diese POL-Einheit wird im Semester nur einmalig durchgeführt. Die Prüfungsleistung für die gesamte Lehrveranstaltung erfolgt in Form einer mündlichen Prüfung. In die Prüfungsfragen fließen Elemente der POL-Sitzung ein.

Feedback

Im Sinne einer stetigen Optimierung der Lehrveranstaltung im länderübergreifenden und digitalen POL-Format wurde nach jeder POL-Einheit eine Evaluation durchgeführt. Ein Ausschnitt des Feedbacks der Studierenden auf offene Fragen aus der Evaluation ist hier aufgeführt.

Das möchte ich zu Teilen der Lehrveranstaltung/zum Gesamtverlauf sagen:
  • „Das praktische Beispiel hat sehr geholfen sich die Thematik praktisch vorzustellen“ 
  • „Ich finde diese Methode extrem cool, auch weil man sich darüber austauschen kann welche anderen Assessments die anderen kennen und so Fallbeispiele immer ein hohes Lernpotenzial haben.“
  • „Die Idee mit der Kooperation ist wirklich sehr cool. Wir konnten nicht nur über das gemeinsame Fallbeispiel diskutieren, sondern auch das Studium und den Beruf Physiotherapie in einem anderen Land kennenlernen. Sehr spannend [ist es] die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Es hat außerdem sehr viel Spaß gemacht mit internationalen Studierenden zu reden...“
  • „War gut dabei gewesen zu sein, leider geht durch Online immer ein wenig Kommunikation verloren. Wenn es irgendwann eine Exkursion gibt, wäre das natürlich klasse!“
Das Wichtigste, was ich aus der Lehrveranstaltung mitnehme, ist:
  • „Wiederholung des Krankheitsbildes, einen Fall im kompletten durchdenken (Erstkontakt-Befund-Behandlung), Ansätze wie andere an den Fall herangehen würden, Hinterfragen und Diskurs darüber“
  • „Optimale Verständigung und Kommunikation im Team“