Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels und der demografischen Alterung unserer Gesellschaft steht die Medizin vor enormen Herausforderungen. Eine Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits seit geraumer Zeit diskutiert und mit positiven Ergebnissen erforscht, allerdings ist ihr Einsatz in der alltäglichen Medizin kaum spürbar. Vor allem auf dem Feld der Augenheilkunde existieren für die Verwendung von KI zahlreiche Möglichkeiten. Hier werden täglich eine hohe Anzahl von Patienten unter standardisierten bildgebenden und biometrischen Verfahren vermessen und dokumentiert. Die Auswertung der erhobenen Daten mit Befundung, Diagnosestellung und Therapieableitung erfolgt bislang durch den behandelnden Augenarzt. Da die Augenärzteschaft an ihre Kapazitätsgrenzen kommt, kann KI an dieser Stelle Unterstützung bieten. Denkbar sind Abläufe in der Aufarbeitung und Verknüpfung der Patientendaten, z.B. Vergleich zu früheren Aufnahmen und zu Referenzdatenbanken, oder der Einsatz im Patientenscreening von häufigen Erkrankungen (Diabetische Retinopathie, Glaukom, Katarakt und altersbedingter Makuladegneration (AMD)). Wobei Letzteres zusätzlich in augenoptischen Fachgeschäften oder Hausarztpraxen angewendet werden könnte. Grundsätzlich existieren für diese Fragestellungen bereits technische, KI-basierte Konzepte und beschriebene Lösungen. Es fehlt jedoch in den meisten Fällen die Initiative diese technischen Lösungen in den klinischen Alltag zu implementieren und konsequent anzuwenden, da bislang kaum Erfahrungen für die allgemeine Etablierung der KI-Lösungen.
Anschubprojekt des ZAKI
Ziele des Projekts
- Recherche zu bestehenden KI-Systeme für die Krankheitsbilder: Diabetische Retinopathie, Glaukom, Katarakt und altersbedingter Makuladegneration. Identifizierung der besten KI-Lösungen für die Routineversorgung zur Bewertung dieser Krankheitsbilder.
- Identifizierung von Hürden und Überwindungsmöglichkeiten für die Etablierung in der Patientenversorgung.
- Entwicklung von Bewertungskriterien zu Evaluierung der KI-Systeme.
- Allokation der notwendigen Patientendaten und Hardware zur Etablierung der Systeme in den geplanten Kooperationszentren.
- Beurteilung des Nutzens der KI-Lösungen im klinischen Alltag aus Sicht des Patienten und des Behandlers mittels standardisierter Bewertungstools.
Projektbeteiligte
Universitätsmedizin Rostock, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
Prof. Dr. med. Tobias Brockmann (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Thomas Fuchsluger)
Institut für Augenheilkunde Halle, MVZ Augenheilkunde Mitteldeutschland
Dr. med. Tobias Duncker
Universitätsklinikum Jena, Klinik für Augenheilkunde
Prof. Dr. med. Daniel Meller