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Dr.-Ing. Christian Schindler

Formabtrag an mineralischen Gläsern mit ultrakurz gepulster Laserstrahlung

Betreuer: Prof. Bliedtner

Kooperierende Universität: TU Ilmenau

Disputation: 16.03.2020

Warum haben Sie sich nach Ihrem Studienabschluss entschieden zu promovieren?

Das war zunächst gar nicht klar und hat etwas Bedenkzeit erfordert, verbunden mit einer Runde Squash mit meinem Betreuer, Prof. Dr. Bliedtner. Nachdem ich meine Masterarbeit parallel an der damals noch FH und einer Maschinenbaufirma zur Optiktechnologie von Freiformoptiken geschrieben hatte, war der Absprung in die Industrie eigentlich vorbereitet. Doch dann kam alles anders: Mit der Aussicht, ein Labor mit gestalten zu können, ein Forscherteam mit aufzubauen und ein spannendes Thema bearbeiten zu können, hat mich dann überzeugt. Es war das Gesamtpaket, was gepasst hat. Selbstverantwortliches Handeln, neugieriges Forschen, Publizieren unter dem Schirm einer akademischen Einrichtung klang attraktiv.

Womit haben Sie sich in Ihrer Promotion beschäftigt?

In meiner Promotion ging es darum, mit ganz kurzen Laserpulsen Glas so zu bearbeiten, dass am Ende eine beliebig geformte Glasoberfläche bestmöglicher Qualität herauskommt. Die Qualität wird anhand verschiedener Merkmale definiert, wie Rauheit, Randzonenschädigung oder verbleibende Spannungen im Glas. Das Besondere ist, dass das Werkzeug Laser quasi nicht verschleißt, immer gleich arbeitet, nahezu keine Kraft auf das Werkstück einwirkt und sich daraus wesentlich einfachere Maschinenbauansprüche ableiten lassen. Damit kann am Ende im Fertigungsprozess Geld gespart werden. Ganz wesentlich ist auch der Effekt, dass Glas mit diesen kurzen Laserpulsen nahezu ohne Schmelzprodukte abgetragen werden und selbst transparente Gläser (was sie ja meist sind) bearbeitet werden können. Das Ergebnis habe ich bewertet und mit Hilfe von Experimenten und Modellen versucht zu beschreiben, welche der ca. 30 Parameter die geeignetsten sind Glas homogen, reproduzierbar und qualitativ hochwertig abzutragen.

Was war für Sie während der Promotion die größte Herausforderung? Und was waren die Highlights in dieser Zeit?

Die größte Herausforderung war die lange Zeit (immerhin 8 Jahre) und mein zwischenzeitlicher Absprung in die Industrie. 5 Jahre waren rum und ich hatte das Gefühl, es war genug. Dazu ergab sich eine nahezu unwiderstehliche Chance bei ZEISS, die ich einfach nutzen musste. Das Schreiben der Dissertation neben der Arbeit im Industrieunternehmen ging nur mit Zeitmanagement und Rückhalt in der Familie. Da stellte sich mir öfter mal die Sinnfrage. Nicht zuletzt haben aber die Professoren immer wieder animiert und wertvolle Diskussionsinhalte geliefert, um am Ball zu bleiben. Als Highlight würde ich die Gründung eines Anwendungslabors zur Ultrakurzpulslaserbearbeitung der dazugehörigen Forschergruppe nennen. Wir hatten das sogar so weit entwickelt, dass wir die neuen Technologien in einem Anwendungszentrum mit regionalen Institutspartnern der mitteldeutschen Industrie vermittelt und damit den Boden für eine Reihe spannender Kooperationen gelegt haben.

Was würden Sie im Rückblick anders machen?

Heute würde ich mir engere Zeitabschnitte stecken und von Anfang konzentrierter am Thema arbeiten. Da ist man am Anfang erstmal etwas hilflos und muss sich im Themenfeld bzw. der Community zunächst einsortieren.

Wie geht es für Sie nach dem Promotionsabschluss beruflich weiter?

Ich habe nach der Zeit an der FH 3,5 Jahre als Verfahrensentwickler bei ZEISS gearbeitet und parallel zur Dissertation spannende Technologieprojekte führen dürfen. Mittlerweile bin ich nun schon seit 1,5 Jahren einen etwas untypischen Schritt in den Bereich Technical Sales gegangen. Ich betreue anspruchsvolle Kunden im Bereich Präzisionsoptik und Modulgeschäft. Hier kommen mir meine Erfahrungen und Beziehungen im Entwicklungsbereich sehr zu Gute!

Welche Tipps würden Sie angehenden Doktorand*innen an der EAH mit auf den Weg geben?

Bleiben Sie neugierig – Denn ohne Neugier macht ein Einstieg in die Wissenschaft wenig Sinn. Seien Sie engagiert – Engagement und Einsatz über die „8 Stunden“ hinaus, lassen Sie vieles erreichen. Schauen Sie auch mal über den Tellerrand. Es zahlt sich aus, gerade in den jungen Jahren als Doktorand. Haben Sie Ausdauer – Dran bleiben und nicht aufgeben, auch wenn es immer mal Rückschläge gibt. Es lohnt sich.